Sich im Verein zu engagieren, ehrenamtlich Zeit und Energie zu investieren - das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Gerade für jüngere Menschen lässt sich das Vereinsleben oft nur schwer mit beruflichen und privaten Verpflichtungen vereinbaren. Einer, der sich dennoch ganz bewusst für ein Ehrenamt entschieden hat, ist Christian Vogl.
Strecken-Aus bewegte ihn zum Eintritt
Vor etwa einem Jahr ist er dem Verein Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland (MKO) in Norden beigetreten. Die geplante Sanierung der historischen Bahnstrecke bei Lütetsburg war für ihn ein Wendepunkt. Die drohende Stilllegung des Abschnitts zwischen dem Lütetsburger Bogen und dem Haltepunkt Lütetsburg bewegte ihn dazu, Verantwortung zu übernehmen.
Rund 850 Meter Gleis müssen dort erneuert werden - inklusive Unterbau, Schwellen und Schienen. Eine umfangreiche Maßnahme. Ohne die Sanierung wären nicht nur Teile der Strecke verloren, sondern auch traditionsreiche Veranstaltungen wie die Nikolausfahrten.
Schulungen beim Verein
Christian Vogl wollte nicht nur zuschauen. Inzwischen ist er bei der MKO ausgebildeter Triebfahrzeugführer und fährt regelmäßig auf der historischen Strecke. Der Schritt lag nahe, denn Vogl ist auch beruflich Lokführer. Viele Nachweise konnte er daher unkompliziert einbringen. Zusätzlich absolvierte er eine Einweisung auf der vereinseigenen Lokomotive sowie eine Streckenunterweisung - etwa zu sicherheitsrelevanten Abläufen, Gefahrenstellen und betrieblichen Besonderheiten. „Das ließ sich alles im Verein regeln, wir brauchten keine externen Stellen“, berichtet er.
Zu Hause in beiden Welten
Heute steuert Vogl ehrenamtlich die rund 650 PS starke Baureihe 260 - eine robuste, alte Rangierlok aus den 1950er-Jahren. Im Vergleich zu seinem Berufsalltag, in dem er moderne Fahrzeuge der Baureihen 248 und 223 fährt, ist das eine völlig andere Erfahrung.
„Beides hat seinen Reiz“, sagt er. „Aber die alten Loks mit ihrer einfachen Technik haben für mich ganz besonderen Charme.“
Dass er nach der Arbeit in seiner Freizeit wieder auf die Lok steigt, sieht er nicht als Belastung. Im Gegenteil: Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit. Die Eisenbahn hat ihn schon als Kind fasziniert - und diese Begeisterung ist bis heute geblieben. Marc Wenzel
