Ostfriesland - Wenn im Winter morgens der Motor keinen Mucks macht, ist Starthilfe gefragt. Doch eine falsche Vorgehensweise dabei kann teuer werden. „Bevor die Kabel zum Einsatz kommen, sollte man einen Blick in die Betriebsanleitung des jeweiligen Fahrzeugs werfen“, mahnt Ann-Christin Mainz von Tüv Süd. Vor allem bei Elektro- und Hybridautos ist Vorsicht geboten, denn häufig wird die Verwendung eines Elektrofahrzeugs als Spenderfahrzeug vom Hersteller ausgeschlossen. „Wenn das Fahrzeug auch nach mehreren Versuchen nicht anspringt, rufen Sie einen Pannendienst an“, warnt die Tüv-Süd-Fachfrau: „Weitere Versuche können die Elektronik beschädigen.“
Sensible Elektronik
Moderne Autos sind vollgestopft mit Sensoren, mit Steuergräten, mit Assistenzsystemen. Die gesamte Elektronik reagiert empfindlich auf Fehlbehandlungen, zum Beispiel bei Über- oder Unterspannung. Schon Funkenbildung beim An- und Abklemmen der Überbrückungskabel kann zu einem Datenverlust in den gespeicherten Programmen führen. „Grundsätzlich sollten für die Aktion Kabel der DIN-Norm 72553 oder ISO-Norm 6722 zum Einsatz kommen. Von außen beurteilen kann man die Kabelqualität nicht und ist der Kabelquerschnitt zu gering, droht ein Kabelbrand“, erinnert die Tüv-Süd-Fachfrau.
Mit Starthilfe wieder mobil
Um gefahr- und problemlos wieder in Betrieb zu kommen, empfiehlt Mainz: „Zuerst das Pluskabel - üblicherweise rot - an den Pluspol der Spenderbatterie anklemmen, dann die andere Seite mit dem Pluspol der entladenen Batterie verbinden. Danach das schwarze Kabelminus - mit dem Minuspol der geladenen Batterie und die andere Seite mit einer blanken Stelle an Motorblock oder Karosserie am Pannenfahrzeug verbinden.“ Nach Möglichkeit sollte man die im Handbuch des Fahrzeuges vorgegebenen Verbindungspunkte nutzen. Anschließend den Motor des Spenders starten, dann den Havaristen.
Fall für die Werkstatt-Profis
Springt der Motor nicht prompt an, nach etwa zehn Sekunden abbrechen. „Dann dürfte die Panne ein Fall für die Werkstatt sein“, befürchtet die Tüv-Süd-Expertin. Läuft der Motor, im Pannenauto das Gebläse oder Heckscheibenheizung einschalten, um beim Entfernen der Kabel das Bordnetz vor Spannungsspitzen zu schützen. Am Schluss die Kabel in umgekehrter Reihenfolge entfernen, also zuerst das schwarze Minus-, dann das rote Pluskabel.
Wer sich über den Zustand des Stromspenders Klarheit verschaffen will, sollte den Lade- und Säurezustand des Akkus in der Werkstatt testen lassen. Die Profis können messen, ob das Powerteil geladen oder getauscht werden muss. Zudem sollten Pole sowie die Polklemmen gereinigt und gefettet, das Batteriegehäuse gesäubert werden. Das verhindert Kriechströme. Hat sich der Akku mehrmals komplett entladen, wird meist ein neuer Stromspender fällig.
Akku-Entladungen entgegenwirken
Manchen Akku-Kollaps können Autobesitzer selbst vermeiden. „Neben den üblichen Verdächtigen, Kälte, Kurzstreckenbetrieb oder Alter, entlädt sich ein Akku auch durch Bequemlichkeit“, weiß Mainz. „Viele Autobesitzer sind es gewohnt, ihren Wagen in der Garage nicht abzuschließen und so schalten die Steuergeräte nicht in den Ruhemodus“, skizziert die Tüv-Süd-Fachfrau die Logik der Elektronik. „Bei nicht verschlossen Türen geht die Elektronik davon aus, dass ihr Einsatz alsbald wieder gefragt ist“, und „so wird unnötig Strom verbraucht.“
Quelle: Tüv Süd
