Als Jana Dumke-Waldschmidt und ihr Bruder Nikolai Dumke damals mit der Idee kamen, mitten in Sande eine Wohngemeinschaft mit Betreuung für ältere Menschen einzurichten, mussten sie „Klinken putzen“. Die Vorstandsriege ihrer Hausbank sah darin kein tragfähiges Zukunftsmodell und verweigerte den Kredit. Wie sehr sich diese Bankleute geirrt haben, ist in diesen Tagen deutlich zu sehen: Die Wohngemeinschaft Dumke an der Ueckermünder Straße in Sande feiert das zehnjährige Bestehen. Bis heute sind alle Zimmer komplett ausgebucht. Mehr noch, im Laufe der Jahre kamen zwei weitere Gebäude für Wohngemeinschaften an der Dollstraße hinzu, die ebenso stark nachgefragt sind.
„Wir waren von Anfang an überzeugt, dass solche Wohngemeinschaften die ideale Wohnform fürs Alter sind“, sagt Nikolai Dumke, Geschäftsführer des Familienunternehmens mit weit mehr als 100 Mitarbeitern, zu dem neben den Wohngemeinschaften auch ein ambulanter Pflegedienst gehört. „Viele unserer Bewohner sind noch fit, mögen gerne auch noch mit anfassen. Zu Hause wurde die Arbeit aber schon mühsam, hier haben sie Unterstützung, so viel wie nötig ist. Und sie schätzen vor allem die Gesellschaft, allein in einer großen Wohnung, in einem Haus, das schlägt vielen Älteren aufs Gemüt“, weiß Jana Dumke-Waldschmidt Leiterin der Wohngemeinschaften im Familienunternehmen.
Immer wieder mal nehmen sich die beiden Pflegefachkräfte die Zeit für eine kurze Pause in der gemütlichen Wohnzimmerecke in der Wohngemeinschaft an der Ueckermünder Straße. Inmitten der Bewohner, dann ist das wie Familie. Und es gibt einen direkten Draht zu den Bewohnern. Man unterhält sich über Gott und die Welt, neckt sich, freut sich gemeinsam über die vielen kleinen schönen Dinge, die täglich passieren. „Und genau so soll es sein, wie in einer Familie“, sagt Jana Dumke-Waldschmidt. Die ausgebildete Fachfrau in der Altenpflege, die zudem ein Management-Studium absolviert hat, spricht von einer guten Alternative zum Pflegeheim. „Hier wohnen die Menschen, die noch so fit sind, dass sie selber mithelfen können und wollen“, erklärt sie. Zugleich aber muss niemand die Wohngemeinschaft verlassen, wenn er älter und stärker pflegebedürftig wird. „Wir begleiten jeden bis zum letzten Tag“, sagt die 35-Jährige. Ausnahmen müssten nur dann sein, wenn Menschen eine Hinlauftendenz entwickeln oder sich selber oder andere in Gefahr bringen.
Acht Bewohner leben in der WG, davon zwei Männer. Ein Ehepaar ist darunter. „Hier ist es hundertprozentig. Es ist immer was los, Langeweile gibt es nicht. Und die Damen kümmern sich alle hervorragend - schreiben sie das“, fordert der 92-jährige Karl-Heinz Ortgies, der seit fast zwei Jahren in der WG lebt. Seine Frau Hilde ist seit knapp einem Jahr hier. „Die Nachbarn haben mich in meinem Haus lange gut unterstützt, aber irgendwann war es mir doch zu viel“, erzählt sie.„Und hier ist es wunderbar“, fügt sie noch hinzu. Die Gruppe sitzt um den großen Tisch. „Wir halten hier zusammen wie Pech und Schwefel“, sagt eine der Frauen und schaut neugierig zur Kochecke. Den Speiseplan überlege man gemeinsam und dann werde jeden Tag vor Ort frisch gekocht - der leckere Duft zieht schon herüber.
„Zu den Mahlzeiten sind eigentlich alle am Tisch. Zwischendurch zieht sich der eine oder die andere mal zurück, wenn jemand etwas Ruhe braucht. Aber gerne wird auch gemeinsam gebacken, gespielt und wir haben eine tolle Nachbarschaft, in der viel gefeiert wird“, verrät Schwester Wiebke, eine von 13 Mitarbeiterinnen, die die WG als „mein zweites Zuhause“ beschreibt, das sie nicht missen möchte.


Wie es zur Wohngemeinschaft kam
Die Wohngemeinschaft als Lebensform im Alter ergab sich in Sande einfach so“. Erika und Uwe Dumke gründeten 1993 den ambulanten Pflegedienst Dumke. Der Seniorchef, der 2022 verstorben ist, lernte dabei eine ältere Frau kennen, die partout nicht in ein Pflegeheim wollte. Er versprach ihr, dafür zu sorgen. Schlussendlich nahm Familie Dumke die Frau im eigenen Zuhause mit auf. „Ich musste dafür mein Zimmer räumen - aber mein Vater hatte es nun mal versprochen“, erinnert sich Jana Dumke-Waldschmidt.
Dann kam 1994 ein weiterer Pflegefall hinzu, der bis zuletzt zuhause versorgt werden wollte. Das ältere Einfamilienhaus stellte er im Gegenzug zur Verfügung. Und so waren diese beiden die ersten Bewohner einer Wohngemeinschaft, die 1994 in Mariensiel entstand. Als schon die jüngere Generation am Start stand und das Seniorpaar in ein neues kleines Wohngebiet in Sande gezogen war, wiesen sie ihre Kinder auf ein freies Grundstück hin. Da entstand der Gedanke, eine weitere Wohngemeinschaft anzubieten – mitten in Sande, an der Ueckermünder Straße. Und die ist bis heute ein Erfolgsmodell.
Sie ist sogar so erfolgreich, dass die Dumkes in der Zwischenzeit zwei weitere Neubauten für Wohngemeinschaften errichtet haben. So können sie jetzt insgesamt 32 Plätze anbieten - immer mit Warteliste.