Nachdem sich die Handballer der HSG Varel mit einer wahren Energieleistung und unbändigem Siegeswillen die Meisterschaft in der Regionalliga mit einem knappen 25:24-Erfolg im letzten Saisonspiel beim MTV Vorsfelde gesichert hatten, kannte der Jubel beim gesamten HSG-Team, Fans und Sponsoren keine Grenzen mehr. Dieser Sieg war das i-Tüpfelchen auf Erfolgssaison, die mit der Meisterschale und dem Aufstieg in die 3. Liga gekrönt wurde. „Sie begann mit der Blauen Karte und drei Spielen Sperre zum Saisonstart für unseren Trainer Arek Blacha und endete mit dem Titelgewinn für die ganze Mannschaft“, freute sich Christoph Deters, Geschäftsführer Anker Sportmanagement und Sportlicher Leiter.
Mit diesem großen Erfolg endeten zugleich aber auch die Handball-Karrieren von vier verdienten Vareler Spielern. Kapitän Renke Bitter, Lukas Kalafut, Louis Kamp und Kevin Straten hängten ihre Handballschuhe an den berühmten Nagel. Schon während der Saison hatte Michael Leon Williams die HSG verlassen.
„Der Titelgewinn war eine außergewöhnliche Leistung. Oben in der Regionalliga mitzuspielen ist das eine, aber Meister zu werden ist das andere. Für mich ist das zwei Stufen höher zu bewerten“, sagt Blacha. Seine Spieler hätten gezeigt, was mit der richtigen Einstellung alles möglich ist: Gegen eigene Schwächen zu kämpfen oder Ziele zu verfolgen. „Auch wenn es etwas abgedroschen klingt. Wenn man will, kann man was erreichen. Das haben wir gemacht. Die Spieler waren in der Lage, ihre Leistung abzurufen und auf höchstem Level zu spielen. Sie haben mit ihrem besonderen Willen ein Team gebaut, das praktisch zum Siegen verdammt war. Das war auch für mich etwas Einmaliges und kaum in Worte zu fassen. Mein Stolz kennt keine Grenzen“, betonte Blacha.


Aber: Nach der Saison ist vor der Saison. Nach dem Abtrainieren im Mai und der Mallorca-Reise über Himmelfahrt startet ab Anfang Juli für Blacha und Co-Trainer Jochen Toepler mit ihrem Team die Vorbereitung auf das Drittliga-Abenteuer. Zudem müssen die neuen Spieler integriert werden. So wurden bislang mit Evgeny Vorontsov (OHV Aurich, 3. Liga), Mohamad „Mo“ Sibahi (ATSV Habenhausen, 3. Liga) und Joel Hoppe (TV Schiffdorf, Regionalliga) drei Neuzugänge verpflichtet. Aktuell arbeiten die Vareler Verantwortlichen noch an einer Personalie für die rechte Außenbahn, der ein Add-On für den HSG-Kader wäre. Darüber hinaus soll noch der eine oder andere junge Spieler aus der Region ins Aufgebot genommen werden.
Blacha, als ehemaliger Trainer des OHV Aurich bestens mit der 3. Liga vertraut, weiß genau, was in der kommenden Spielzeit auf seine neue Mannschaft zukommen wird. „Das Spiel ist noch schneller und die Spieler besser ausgebildet. Einige von ihnen haben zudem schon in der zweiten oder ersten Liga gespielt. Insgesamt agieren die Teams professioneller, haben ein größeres finanzielles Budget und bessere Strukturen. Teilweise wird sechs- bis achtmal die Woche trainiert“, weiß der Vareler Coach. Das Leistungsgefälle innerhalb der Liga sei deutlich größer als in der Regionalliga. Der Unterschied zwischen den letzten vier und den ersten vier Teams sei schon sehr groß.
„Wir wollen uns in der 3. Liga etablieren, durch einen guten Flow Punkte holen und am Ende mit dem Abstieg nichts zu tun haben“, umreißt Blacha die Ziele des Aufsteigers. Um das auch zu erreichen, will der HSG-Trainer die Manfred-Schmidt-Sporthalle in Altjührden ausbauen. „Ich will die Pfeilerhalle wie damals in der 2. Liga zu einer Festung ausbauen, vor der jeder Gegner Respekt hat. Dafür brauchen wir eine Menge Fans in rot - und das in jedem Heimspiel“, sagt Blacha.
Damit die Vorhaben gelingen, liegt noch eine Menge Arbeit vor dem Trainerteam. Ein Trainingsschwerpunkt soll die Verbesserung des schnellen Umschaltspiels von Abwehr auf Angriff sein. Zudem soll das Zusammenspiel zwischen den Torhütern und der Abwehr weiter verfeinert werden. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass mehr Feuer von hinten kommt. Viele Rückraumspieler sind brandgefährlich“, sagt Blacha, der bis zum Start der intensiven Vorbereitung mit seinen Spielern erst einmal runterfahren will.
Von Friedhelm Müller-Düring